Unterwegs mit der Eisenbahn von Porto bis ins Tal des Douro

Eisenbahnstrecke von Porto bis ins Tal des Douro

Der nostalgische Zug »MiraDouro« bringt dich von Porto bis in die 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobene Landschaft im Tal des Douro - und zu den Weinbergen …

Natürlich gehört dein Besuch in dem weltberühmten Stadtbahnhof São Bento im Herzen Portos in dein geplantes Städtetour-Programm. Im Bahnhofsfoyer kannst du dir die prächtige Azulejo-Galerie mit über 20.000 von Hand bemalten Fliesenpaneelen mit historischen heroischen Szenen aus Portugals Nationalgeschichte und mit Darstellungen aus der Weinlese ansehen. Doch heute lade ich dich zu einer Zugfahrt flussaufwärts durch das Tal des Douro ein. Die Strecke »Linha do Douro« startet in São Bento und verläuft bis zur Endstation Pocinho nahe der Grenze zu Spanien. Die Fahrt im MiraDouro ist ein Geheimtipp unter Eisenbahnliebhabern, denn sie führt direkt am Douro entlang in den lusitanischen Weingarten und früher sogar bis nach Salamanca.

Auf 174 Kilometer hält der Postkartenzug an 23 Bahnhöfen und beschert dir die Möglichkeit, das Tal des Douro ab Pala auf Augenhöhe mit dem Fluss zu erleben. Oder du steigst unterwegs aus und du besuchst Land und Leute und die Weinberge. Am besten nimmst du gleich den Frühzug um kurz nach acht Uhr. Am Gleis stehen mehrere rot und gelb lackierte Schweizer Schindler-Waggons von anno 1940 zum Einsteigen bereit. Sie sind mit Falttüren und mit bequemen Polstersitzen ausgestattet, die man je nach Fahrtrichtung drehen kann. Das Beste sind jedoch die Panoramascheiben, die sich öffnen lassen und dem Zug seinen Namen geben: Aussicht auf den Douro – MiraDouro. Gezogen werden die bunten Waggons von einer Diesellok aus der Baureihe 1400. Eine starke Lokomotive für einen Postkartenzug, der seine Abfahrt laut hupend ankündigt.

In Ribadouro verlässt der Zug das Hinterland und die Serra do Porto und fährt von da an direkt am Nord-Ufer des Douro entlang. Breit öffnet sich das Tal, durch den der Douro majestätisch in silbrig-blauen Schlieren durch verschlungene Windungen dem Atlantik entgegen strömt. Du erreichst Portugals Landesinnere. Ab hier liegen Ortschaften weit auseinander, die Straßen winden sich kurvig und schmal an beiden Ufern durch Berg und Tal. Soweit das Auge reicht, wachsen Weinberge steil empor. Ihre Gipfel verlieren sich im Himmelblau. Mitten in die Steilhänge gebettet liegen Dörfer, einzeln stehende Kirchen und Kapellen - und einsame, von Weinreben umarmte Landgüter. Die Quintas. Auf den Quintas wird Wein gekeltert und sein Most zu Portwein veredelt. Etliche Quintas stellen riesige Schilder in ihre Weinberge, auf denen du die Markennamen oder Familiennamen liest.

Eisenbahn von Porto bis ins Tal des Douro

Einigen dieser Namen bist du schon in Porto bei deinem Spaziergang durch die Portweinkellereien in Vila Nova da Gaia (siehe Blog 10) begegnet und jetzt erfährst du, wo die Trauben für den köstlichen »Vinho do Porto « wachsen. Im Tal des Douro; präzise gesagt in der Weinanbauregion »Alto-Vinhateiro«, der ersten demarkierten Weinanbauregion der Welt. Sie wurde 1756 von Marquês de Pombal geografisch festgelegt.

Etliche Weingüter sind Familienunternehmen, manche davon seit mehreren Jahrhunderten. Die Alteingesessenen unter ihnen mussten politische Krisen überstehen, die Napoleon Invasion aussitzen, das britische Ultimatum finanziell überleben, zwei Weltkriegen die Stirn bieten, sich während der Diktatur behaupten und zusätzlich die Reblaus mit Mehltaubefall bekämpfen. Das Leben auf den Quintas ist deswegen geprägt von Arbeit - und von noch mehr Arbeit, denn jede Krise bedeutete Stillstand und jede Konjunktur Wiederaufbau.

Zwischen der Kreisstadt Peso da Régua und der Kleinstadt Pinhão thront hoch droben über dem Mini-Bahnhof Ferrão gelegen die »Quinta do Crasto«. Das Anwesen mit Kellerei, Wohnhaus, Kapelle und Wirtschaftsgebäuden, Restaurant und Landhaus breitet sich auf der Bergkuppe ähnlich einem Burgdorf aus, und genau daher stammt der Name: »Crasto« abgeleitet von »Castrum«, denn hier hielt einst ein römisches Fort Wache.

BIld von der Quinta do Crasto auf einem Berg oberhalb des Douro gelegen.

Die »Quinta do Crasto« besteht seit 400 Jahren und die jetzigen Betreiber leiten das ganz und gar nachhaltige und autonome Gehöft nach alter Tradition. Das bedeutet dass hier altes Wissen mit neuer Technik für beste Tropfen sorgt. Von dem Landgut fallen Steilhänge abwärts bis zum Fluss und in tiefe Täler, aus denen der nächste Berg emporwächst und dahinter der nächste und gegenüber noch einer und dahinter noch einer. Alle Steilhänge sind mit Weinreben bepflanzt, die Stock für Stock in dröge schieferhaltige Erde gesetzt von jahrhundertelanger Handarbeit zeugen. Zum Beispiel das Terroir »Vinha Maria Teresa« mit über hundertjährigen Reben, an denen 54 Traubensorten gedeihen, davon etliche autochthone und fünf unbekannte. Aus diesen Trauben wird der Super Premium Rotwein »Vinha Maria Teresa« gekeltert. Ein voluminöser und unvergleichbar gehaltvoller Liebhaberwein in kleiner Auflage.

Die Marke »Quinta do Crasto« ist mit einer jährlichen Produktion von eineinhalb Millionen Flaschen global anerkannt und international prämiert. Seit 1998 wurden neue Weinberge und Quintas dazu gekauft und das Angebot im Wein- und Portweinsektor erweitert. Hervorzuheben sei zum Beispiel der Rotwein »Crasto Altitude 430«, dessen Trauben mit 70 % Anteil »Tinta Francisca« und 30 % »Touriga Nacional« am Nordhang in hoher Lage einen eigenwillig charakteristisch kühlen Roten hervorbringen, der durch sein Waldbeeren-Bouquet mit Spuren von exotischer Würze Kennerzungen eine sehr individuelle Aromakombination beschert. Alle »Quinta do Crasto« Weine und Portweine spiegeln die klimatische und geologische Diversität der unterschiedlichen Höhen und Hanglagen wider und bieten dir somit eine geschmacklich spannende Bandbreite im Bouquet und Körper. Unter einer Korkeiche stößt du bei einem Besuch mit Rundgang durch die Weinberge und anschließender Wein- und Portweinprobe auf ein Relikt aus dem Jahr 1756. Die Flurmarkierung aus Granit kennzeichnet den Besitz als anerkannte Kellerei im ältesten demarkierten Weinanbaugebiete der Welt.

Als Hommage an die Quinta und in Andenken an die Wiederbelebung der Marke durch Constantino de Almeida entstanden gleich zwei exklusive Jubiläumstropfen in hochwertiger Aufmachung: Der 2015 »Honore Douro DOC«, eine rote Cuvée aus zwei Drittel Trauben von der Lage »Vinha Maria Teresa« und einem von der »Vinha da Ponte«, der nach 20 Monaten Reife im Barrique in 1615 Magnum Flaschen abgefüllt wurde. Sowie mit dem Real Old Tawny »Honore Porto« 400 years celebration eine echte Portwein-Rarität aus einem über einhundertjährigen Likörwein aus dem Privatkeller von Constantino de Almeida und seinen Nachfahren spendiert. Dieser historisch einmalige Noble Portwein fand 2018 seinen behutsamen Weg in exakt 400 eigens von der Luxus-Kristall-Marke »Atlantis« zu diesem Anlass designte und individuell nummerierte Dekanter-Karaffen. Ehre, wem Ehre gebührt, folgt das Familienunternehmen nach wie vor dem Motto seiner Vorfahren: Arbeit und Ehre – »Labore Honore« - vom Rebstock setzen bis zur Verpackung.

Kleiner Tipp zum Schluss: Möchtest du dein persönliches Jubiläum feiern, kannst du auf der »Quinta do Crasto« mit dem Team aus Küche und Keller dein Wunsch-Menü mit Weinbegleitung absprechen. Und mit deinen Herzensmenschen im historischen Speisesaal mit Ausblick auf den Douro genießen – so wie die Römer vor über 2000 Jahren.

Bild mit einem gedeckten Tisch in der Quinta do Crasto. Weinflaschen und Weingläser auf dem Tisch.

Vorschau auf den nächsten Artikel:

Im nächsten Blog steigen wir aus dem MiraDouro in Pinhão aus, bewundern den Bahnhof, gehen in den Weinberg zum Wandern und besuchen abschließend Claras Küche auf der Quinta de la Rosa … » (erscheint am 01. September 2023)

 Rezeptbild: Toucinho do Céu – himmlischer Speck, Bild mit einem weißen Teller und dem Kuchen, dekoriert mit Puderzucker und einer Kugel Eis.

REZEPT: »Toucinho do Céu – himmlischer Speck«

Zum Wein passt nicht nur Käse, Fisch oder Fleisch, auch süße Gaumenfreuden entfalten mit einem Glas Wein genossen erst alle Aromen. Zum Beispiel zum »Himmlischen Speck« nach einem Rezept aus der Klosterbäckerei der Benediktinerinnen-Abtei »São Bento« in Murça von D. Serafina Alves, deren Ur-Ur-Enkelin Maria José die Tradition in ihrer Konditorei in Murça weiterführt:

Zutaten:

  • 100 ml Wasser
  • 500 g braunen Zucker
  • 1 TL Weizenmehl
  • 1 Päckchen Backhefe
  • Zimt nach Gusto
  • 30 g Margarine oder original 30 g Schmalz
  • 12 Eigelbe
  • 250 g zu Pulver geriebene Süßmandeln ohne Schale
  • Puderzucker
  • Halbierte ungesüßte Mandeln ohne Schale.


Zubereitung:

  • Den Umluftofen heizt du auf 180 °C vor.
  • Für die Teigmasse fettest du eine Rund-Kuchenform ein und bestäubst die Fläche mit Mehl.
  • In einer Kasserolle erhitzt du das Wasser mit dem Zucker und lässt den Sirup etwa 3-4 Minuten eindicken, bis der Zucker Bläschen schlägt.
  • Den Sirup nimmst du vom Herd und lässt ihn abkühlen.
  • Die Margarine oder den Speck lässt du aus.
  • In einer Glasschüssel schlägst du die Eigelbe schaumig und fügst die geriebenen Süßmandeln, den Zimt, das Mehl, die Backhefe und die Margarine (Schmalz) hinzu.
  • Dann verrührst du alles miteinander mit dem Zuckersirup.
  • Die Masse lässt du langsam in der Kasserolle aufkochen und rührst, bis der Teig eindickt.
  • Den Teig füllst du in die Kuchenform und lässt den Himmelsspeck ca. 30-35 Minuten gar backen.
  • Den fertigen Kuchen abkühlen lassen, auf einer Kuchenplatte anrichten und vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen und ein beliebiges Deko-Muster mit den ganzen Mandeln legen.

Weinempfehlung: Besonders gut zum himmlischen Speck passt der »Crasto-Roséwein 2022« von der »Quinta do Crasto«

Tipp: Lässt du den Kuchen über Nacht im Kühlschrank, kandiert die Mandelzuckermasse leicht und von selbst, und du kannst den himmlische Speck dann am nächsten Tag kalt und mit einer Kugel Vanilleeis servieren.

(Fotos: Catrin Ponciano, Quinta do Crasto, Canva)

Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?

Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com


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